Lavendel: Anwendungsgebiete
Von Juni bis Anfang September leuchtet dir aus vielen Gärten der Echte Lavendel mit seinen blau-lilafarbenen Blüten entgegen. Fasst du ihn an, verströmt er seinen charakteristischen Duft. Kein Wunder also, dass Lavendel seit dem 17. Jahrhundert als Duftstoff für Parfüms verwendet wird. Als Heilpflanze gegen Kopfläuse ist Echter Lavendel schon seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Später erhielt er den Beinamen „Nervenkraut“, weil seine beruhigende Wirkung bei Angstzuständen erkannt wurde. Auch gegen Blähungen und Krämpfe erwies sich Lavendel im Laufe der Zeit als überaus hilfreich. Getrocknete Lavendelblüten zogen als Mottenschreck mit duftenden Lavendelsäckchen in unsere Kleiderschränke ein oder sorgten als Badezusätze für Entspannung.
Heute gibt es über 30 verschiedene Lavendelarten. Doch nicht alles was angenehm duftet und schön aussieht besitzt auch heilende Kräfte. Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist Arzneipflanze des Jahres 2020. Was aber ist der Unterschied zwischen Heilpflanze und Arzneipflanze? Eine Heilpflanze ist eine Pflanze, deren Inhaltsstoffe und Wirkstoffe zur Heilung, Linderung und Vorbeugung von Krankheiten dienen. Wird eine Heilpflanze zur Herstellung und Entwicklung pflanzlicher Arzneimittel (Phytopharmaka) verwendet, wird sie zur Arzneipflanze.
Mehr zum Thema Heilpflanzen und Heilkräuter, die du vor deiner Haustür entdecken und für deine Gesundheit nutzen kannst, liest du im Experteninterview mit Heilpraktiker Sebastian Vigl auf Haus:RAT.
Echter Lavendel ist ein immergrüner, mehrjähriger Halbstrauch mit einer Wuchshöhe von 30 bis 70 Zentimetern. Ursprünglich stammt der Echte Lavendel aus dem Mittelmeerraum. Heute wird die Heilpflanze weltweit angebaut. Die schmalen, spitzen und graugrünen Blätter des Echten Lavendels besitzen einen haarigen Flaum und können bis zu fünf Zentimeter lang werden. Die bläulich-violetten Blüten ordnen sich in ährenartiger Form an und verströmen einen intensiven Duft, der besonders Bienen und Hummeln magisch anzieht. Auf Blattläuse wirkt der Lavendelgeruch hingegen abschreckend. Daher wird Lavendel im Garten gerne neben Rosen und anderen „Läuse-Lieblingspflanzen“ eingesetzt.
Medizinisch verwendete Teile des Lavendels
Medizinisch verwendete Teile des Echten Lavendels sind Blüten und destilliertes ätherisches Öl. Die daraus hergestellten Lavendelpräparate gelten als beruhigend, nervenstärkend und krampflösend. Antibakterielle Inhaltsstoffe von Lavendelöl können bei Verletzungen wie beispielsweise Hautabschürfungen oder Schnittwunden sowie bei leichten Verbrennungen helfen. Denn sie verhindern, dass sich der betroffene Bereich entzündet. Für Kreislaufstärkende Präparate wird Lavendel häufig mit Rosmarin oder Thymian kombiniert.
Nachfolgend sind die Hauptanwendungsgebiete von Lavendelpräparaten noch einmal für dich zusammengefasst:
- Unruhe und Hyperaktivität (auch bei Kindern)
- Angstzustände
- Reizbarkeit
- Einschlafstörungen. Lies mehr zu Hilfe bei Schlafstörungen
- Wechseljahrsbeschwerden
- Menstruationsschmerzen
- Magenkrämpfe
- rheumatische Gelenkbeschwerden
- Zahnschmerzen
- Nervenschmerzen (Neuralgien)
- depressive Verstimmungen
- leichte Stress- und Erschöpfungssymptome
- nervös bedingte Magen-Darm-Beschwerden
- Blähungen, häufiges Aufstoßen
- Muskuläre Verspannungen, die zu Spannungskopfschmerzen, Nackenschmerzen, Schulterschmerzen oder Rückenschmerzen führen. Hilfe bei Kopfschmerzen
- Atemwegserkrankungen: Husten, Grippe, Keuchhusten, Halsschmerzen oder Bronchitis. Was tun bei Bronchitis?
Wie wirkt Lavendel?
Beim Echten Lavendel wird das ätherische Öl aus Wasserdampfdestillation gewonnen. Dieses Öl besteht hauptsächlich aus Linalool und Linalylacetat. Diese sogenannten Monoterpene wirken im menschlichen Organismus sehr schnell. Linalylazetat ist verantwortlich für den charakteristischen Duft des Lavendelöls. Je höher das Anbaugebiet des Lavendels liegt, desto höher ist sein Gehalt an Linalylazetat. Linalylazetat beruhigt dein zentrales Nervensystem, schützt deine Nerven vor Reizüberflutung, besänftigt Gefühlsausbrüche, steigert dein Wohlbefinden und wirkt beruhigend und entspannend auf deinen Körper und deine Seele.
Wie funktioniert das? Über dein Duftgedächtnis. Millionen Riechzellen an deiner Nasenschleimhaut geben die Duftinformationen an dein Limbisches System weiter. Hier wird der Duft mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft, auf die dein Körper reagiert. Lavendelöl wirkt bei gestressten Menschen beruhigend, kann aber auch belebend wirken, beispielsweise bei leichten depressiven Verstimmungen.
Der zweite Hauptwirkstoff im Lavendel, das Linalool, ist mit verantwortlich für die antiseptische, entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung von Lavendelöl. Antiseptika sind Wirkstoffe, die zur Desinfektion von Wunden auf Haut und Schleimhaut eingesetzt werden. Sie beseitigen Bakterien, Viren oder Mikroorganismen, die eine Infektion von Wunden verursachen könnten.
Lavendel-Wirkstoffe Linalylazetat und Linalool
Das Spiköl, also das ätherische Öl des sogenannten Speiklavendels (Lavandula latifolia) besitzt von allen Lavendelsorten den höchsten Gehalt an Linalool, hat aber den geringsten Gehalt an Linalylazetat. Aromatherapeuten und Ärzte setzen es ein für Atemwegserkrankungen, bei Erkältung und zur Desinfektion von Räumen. Wegen seiner antiseptischen und entzündungshemmenden Eigenschaft wird Spiköl auch bei Hauterkrankungen verwendet.
Die Lavendel-Wirkstoffe Kampfer und Cineol wirken belebend und erfrischend. Auch für die krampflösenden und fiebersenkenden Eigenschaften des Lavendels sind Kampfer und Cineol verantwortlich. Außerdem wirken Kampfer und Cineol antiseptisch und unterstützen das Linalool in seiner Wirkung.
Cineol wirkt in deiner Lunge und deinen Nasennebenhöhlen schleimlösend und auch bakterizid (Bakterien abtötend). Cineol kann außerdem die Verengung deiner Bronchien verhindern, indem es die Ausschüttung der dafür verantwortlichen Botenstoffe (Neurotransmitter) hemmt.
Kampfer wirkt belebend und anregend, in deinen Bronchien sekretlösend und entspannend und bei rheumatischen Beschwerden schmerzlindernd.
Welche Lavendelpräparate wann verwenden?
Lavendelblütenextrakte zum Einnehmen: Zur Besserung leichter Stress- und Erschöpfungssymptome oder bei Unruhezuständen und Einschlafstörungen.
Lavendel-Öl in Form von Tropfen: Eignet sich für die innere und äußerliche Anwendung (Packungsbeilage beachten). Zur Linderung von Unruhezuständen und ängstlicher Verstimmung. Ein Tropfen Lavendelöl auf die Schläfen gerieben, kann bei Spannungskopfschmerzen durch Stress und Muskelverspannungen Linderung verschaffen. Lies mehr über die verschiedenen Arten von Kopfschmerz. Verspannte Muskeln können sich durch eine Massage mit Lavendel-Öl lockern.
Getrocknete Lavendelblüten im Baumwollsäckchen: Helfen Insekten wie Motten, Spinnen, Mücken und Läuse zu vertreiben.
Lavendel-Weichkapseln können bei Unruhe, Nervosität und ängstlichen Verstimmungen eingenommen werden. Auch bei Flugangst und Wechseljahrsbeschwerden können Lavendel-Kapseln beruhigend wirken.
Lavendelöl-Tabletten werden ebenfalls zur Beruhigung angeboten.
Lavendelölbäder und Lavendel-Duschgel sind wohltuend bei innerer Unruhe und Einschlafstörungen. Hilfe bei Schlafstörungen
Bitte beachte: Seifen, Lotionen, Duschbäder, Sprays oder Kerzen mit Lavendel enthalten oft nur wenig oder gar keinen echten Lavendel in Heilpflanzenqualität. Oft wird hier ein sogenannter Hybrid-Lavendel namens Lavendin verwendet. Dieser Lavendel hat im Vergleich zum echten Lavendel geringere Duft- und Wirkstoffqualitäten.
Lavendelblüten-Tee aus frischen oder getrockneten Blüten soll beruhigend und fiebersenkend wirken und bei Verdauungsproblemen helfen. Übergieße einen Teelöffel getrocknete Blüten in einer Tasse mit heißem Wasser und lass es zehn Minuten abgedeckt ziehen. Der Sud kann auch äußerlich auf der Haut angewandt werden. Er hilft gegen Unreinheiten und unterstützt die Wundheilung.
In der Küche verfeinert Lavendel als Gewürz Fleisch- und Fischgerichte, Käse, aber auch Süßspeisen wie Kuchen, Obstsalate, Konfitüren oder Eis.
Lavendel: Nebenwirkungen
Bitte beachte: Wende medizinische Lavendelpräparate nur nach Rücksprache mit deinem Arzt oder Heilpraktiker an. Achte auf die korrekte Dosierung und die Anwendungshinweise in den Packungsbeilagen. Beipackzettel richtig lesen
Bei Kindern unter zwei Jahren sollten grundsätzlich keine ätherischen Öle angewandt werden, weder auf der Haut noch als Inhalation. Dies könnte zu Atemlähmungen führen. Ist bei dir eine Überempfindlichkeit gegenüber Lavendel bekannt, solltest du Lavendel in jedweder Form meiden.
Bei empfindlichen Menschen kann Lavendel Kopfschmerzen auslösen. Erfahre Wissenswertes zu Ursachen und Therapien von Kopfschmerzen.
Bei innerlicher Anwendung von Lavendelöl kann es zu vorübergehendem Aufstoßen, Übelkeit oder Verstopfung kommen. Hilfe bei Verstopfung.
Werden ätherische Öle des Lavendels mit einer Duftlampe im Raum verteilt, können bei geruchsempfindlichen Personen und bei Allergikern Atemnot und schlimmstenfalls ein asthmatischer Anfall ausgelöst werden.
Bei Anwendungen auf der Haut können je nach Empfindlichkeit deiner Haut und je nach Dosierung allergische Hautreaktionen wie Rötungen, Juckreiz und Quaddelbildung auftreten.
Lavendel in größeren Mengen gegessen schmeckt nicht nur bitter, sondern kann auch Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Kinder, Schwangere und stillende Frauen sollten Lavendel generell nur in geringer Dosierung essen.
Nimm kein Lavendel-Vollbad bei Fieber, Kreislaufbeschwerden, Herzschwäche, offenen Wunden, Hautentzündungen oder Hauterkrankungen. Lies mehr über Ursachen und Behandlung von Fieber.
Solltest du in homöopathischer Behandlung sein, frag bitte deinen Arzt oder Heilpraktiker, ob du Lavendelöl verwenden darfst. Denn insbesondere Schopf-, Speik- oder Wolllavendelöl können die Wirkung von homöopathischen Mitteln beeinträchtigen.
Wenn du Haustiere hast, beachte bitte, dass insbesondere Hunde, Katzen und Vögel sehr empfindlich auf Gerüche reagieren. Ätherische Öle in der Duftlampe sollten wenn überhaupt nur dann sehr sparsam eingesetzt werden, wenn dein Tier die Möglichkeit hat den bedufteten Raum zu verlassen.
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Diagnosekürzel
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