Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht F44 für Dissoziative Störungen, auch Konversionsstörungen genannt.
Unter F40 bis F48 werden im Diagnoseschlüssel ICD-10 neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen zusammengefasst. F44 ist das Diagnosekürzel für Dissoziative Störungen, auch Konversionsstörungen genannt. Hierzu gehören unter anderem Trance- und Besessenheitszustände sowie Multiple Persönlichkeiten.

F44: Dissoziative Störungen

Inkl.: Hysterie
Hysterische Psychose
Konversionshysterie
Konversionsreaktion

Exkl.: Simulation (bewusste Simulation) Z76.8

Dissoziative Störungen oder Konversionsstörungen, auch Hysterie oder hysterische Psychosen genannt, sind Krankheitsbilder, bei denen die betroffenen Personen unter einem teilweisen oder völligen Verlust der Erinnerung leiden. Die normale Wahrnehmung von Empfindungen und Kontrolle von Körperbewegungen kann bei Dissoziativen Störungen gestört sein. Dissoziative Störungen sind komplexe Krankheitsbilder, denen vermutlich eine unterbewusste Angst, ein unterbewusster Konflikt oder eine traumatische Erfahrung als Auslöser zugrunde liegt. Die Psyche durch diese dissoziativen Reaktionen zu entkommen versucht.

F44.0 Dissoziative Amnesie

Exkl.: Alkohol- oder sonstige substanzbedingte amnestische Störung F10-F19
Amnesie anterograd R41.1
Amnesie retrograd R41.2
Amnesie o. n. A. R41.3
Nicht alkoholbedingtes organisches amnestisches Syndrom F04
Postiktale Amnesie bei Epilepsie G40

Die dissoziative Amnesie gehört zu den dissoziativen Störungen. Lies mehr dazu unter F44.

Eine Amnesie bezeichnet den Verlust der Erinnerungsfähigkeit. Die dissoziative Amnesie entsteht zum Beispiel infolge traumatischer Ereignisse. Die betroffene Person kann sich nicht mehr an die Ereignisse erinnern. Der Verlust der Erinnerungsfähigkeit (Amnesie) wird als Schutzmaßnahme der Psyche angesehen.

F44.1 Dissoziative Fugue

Exkl.: Postiktale Fugue bei Epilepsie G40

Die dissoziative Fugue gehört zu den Konversionsstörungen. Erfahre mehr dazu unter F44.

Die dissoziative Fugue ist ein psychisches Phänomen, bei dem die Betroffenen sozusagen fliehen. Sie verschwinden an einen anderen Ort und können für diese Zeit eine andere Persönlichkeit annehmen. Auf außenstehende Personen kann das Verhalten ganz normal wirken. Im Anschluss an die Fugue erinnern sich die betroffenen Personen nicht mehr an das Weggehen oder Ereignisse, die währenddessen passiert sind. Die dissoziative Fugue wird als unterbewusster Schutzreflex der Psyche zum Beispiel infolge schwerer belastender Reaktionen oder starker Angst angesehen.

F44.2 Dissoziativer Stupor

Exkl.: Organische katatone Störung F06.1
Stupor, depressiv F31-F33
Stupor, kataton F20.2
Stupor, manisch F30.2
Stupor, o. n. A. R40.1

Der dissoziative Stupor ist eine Art der Konversionsstörung (F44), bei der die betroffene Person nur noch wenig oder gar nicht mehr auf äußere Reize reagiert. Auch die Bewegungsfähigkeit ist beim dissoziativen Stupor eingeschränkt. Die betroffene Person ist nicht mehr in der Lage willentliche Bewegungen auszuführen, obwohl rein körperlich keine Lähmungen oder Bewegungseinschränkungen bestehen. Menschen mit dissoziativem Stupor erstarrt sozusagen psychisch und motorisch. Der dissoziative Stupor wird als unterbewusster Schutzmechanismus der Psyche zum Beispiel infolge schwerer Belastungsreaktionen angesehen.

F44.3 Trance- und Besessenheitszustände

Exkl.: Zustandsbilder bei Intoxikation mit psychotropen Substanzen F10-F19
Zustandsbilder bei organischem Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma F07.2
Zustandsbilder bei organischer Persönlichkeitsstörung F07.0
Zustandsbilder bei Schizophrenie F20
Zustandsbilder bei vorübergehenden akuten psychotischen Störungen F23

In Trancezuständen verliert die betroffene Person das Gefühl ihrer eigentlichen Identität und nimmt die Umwelt und Empfindungen nicht mehr oder anders wahr.

In Besessenheitszuständen ist die betroffene Person von dem Gefühl überzeugt von einer anderen Macht kontrolliert zu werden. Im Rahmen von dissoziativen Störungen können Trance- und Bessenheitszustände auftreten, derer sich die Betroffenen nicht verwehren können. Mehr zu dissoziativen Störungen und deren mögliche Ursachen kannst du unter F44 erfahren.

F44.4 Dissoziative Bewegungsstörungen

Inkl.: Psychogene Aphonie
Psychogene Dysphonie

Dissoziative Bewegungsstörungen zählen zu den Konversionsstörungen (F44).  Dabei kann die betroffene Person ein oder mehrere Körperteile nicht mehr oder nicht mehr richtig bewegen. Es kommt zur Bewegungsunfähigkeit oder Bewegungsstörungen. Sind die Muskeln der Stimmbildung betroffen, kann es dabei zur Aphonie (Stimmlosigkeit, schwere Störungen der Tonbildung bis hin zum Stimmverlust) oder Dysphonie (Stimmstörung, die Leistungsfähigkeit der Stimme ist eingeschränkt, ihr Klang ist verändert und je nach Befund und Ausprägung heiser, rau, belegt oder behaucht) kommen. Mehr zu Konversionsstörungen unter F44.

F44.5 Dissoziative Krampfanfälle

Dissoziative Krampfanfälle sind Krampfanfälle, die mitunter eine große Ähnlichkeit zu epileptischen Anfällen haben. Im Gegensatz zu den epileptischen Anfällen werden Dissoziative Krampfanfälle aber nicht durch eine krankhafte elektrische Aktivität der Nervenzellen im Gehirn ausgelöst, sondern durch die Psyche versursacht. Auslöser können bestimmte Stress-behaftete Situationen sein. Dissoziative Anfälle als Form der Konversionsstörungen werden als unterbewussten Schutzreflex der Psyche infolge unterbewusster traumatischer Ereignisse oder Ängste verstanden.

F44.6 Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen

Inkl.: Psychogene Schwerhörigkeit oder Taubheit

Ebenfalls zu den Konversionsstörungen –lies mehr dazu unter F44 – zählen die dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen. Betroffene können beispielsweise in bestimmten Körperregionen keine Berührungen fühlen. Auch Seh- oder Hörstörungen können bei dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen vorkommen.

F44.7 Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen), gemischt

Was eine dissoziative Störung ist, findest du unter F44. Treten mehrere Arten der Konversionsstörungen gleichzeitig auf, kann von einer gemischten Konversionsstörung gesprochen werden.

F44.8 Sonstige dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)

Unter F44 kannst du nachlesen, was unter einer Konversionsstörung verstanden wird.

F44.80 Ganser-Syndrom

Das Ganser-Syndrom ist eine Form der Konversionsstörung (F44), bei der die betroffene Person durch groteskes Vorbeireden oder groteske Handlungen anderen vermittelt „verrückt“ zu sein. Diese Erkrankung wird als Schutzreaktion der Psyche im Sinne einer Konversionsstörung verstanden, bei der die Psyche einer unterbewussten Belastung entflieht, indem sie sich als psychisch krank präsentiert.

F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung

Bei der Multiplen Persönlichkeitsstörung nimmt die betroffene Person mehrere Identitäten an, die abwechselnd die Kontrolle über ihr Handeln übernehmen. Die Störung zählt zu den Konversionsstörungen. Mehr dazu unter F44.

F44.82 Transitorische dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) in Kindheit und Jugend

Transitorisch bedeutet vorrübergehend. Was eine dissoziative Störung beziehungsweise eine Konversionsstörung ist, findest du unter F44.

F44.88 Sonstige dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)

Inkl.: Psychogener Dämmerzustand
Psychogene Verwirrtheit

Lies unter F44, was eine dissoziative Störung ist. Dämmerzustände und Verwirrtheitszustände können auch im Rahmen von Konversionsstörungen auftreten.

F44.9 Dissoziative Störung, nicht näher bezeichnet

Unter F44 findest du eine Erklärung, was eine Konversionsstörung ist.

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