Hib-Impfung
Haemophilus influenzae Typ b (Hib): Was ist das?
Die Bakterienart Haemophilus influenzae untereilt sich in Stämme, die von einer Kapsel umgeben sind (bekapselt) und Stämme ohne Kapsel. Die bekapselten Haemophilus influenzae Bakterien lassen sich entsprechend ihres Kapsel-Aufbaus in sechs Typen (a-f) unterteilen. Bei Haemophilus influenzae Typ b (Hib) handelt es sich um ein Bakterium, das weltweit beim Menschen vorkommt. Die stäbchenförmigen Hib-Bakterien können Erkrankungen in allen Altersgruppen auslösen. Besonders betroffen sind allerdings Kinder unter fünf Jahren.
Haemophilus influenzae Typ b findet sich bei vielen Menschen als Besiedler und Teil der Bakterienflora in den feuchten Schleimhäuten der Nase, des Mundes und des Rachens. Nur bei einem Teil dieser Hib-Träger ruft das Bakterium eine Erkrankung hervor. Dennoch fungieren diese Personen als Überträger des Hib-Bakteriums und können andere Menschen durch Tröpfcheninfektion über feinste Speichel- oder Schleimhauttröpfchen beim Niesen, Husten und Sprechen mit dem Hib-Erreger infizieren.
Wird Haemophilus influenzae Typ b als Erreger einer Erkrankung nachgewiesen, muss der Erkrankungsfall in Deutschland gemäß Infektionsschutzgesetz an das Gesundheitsamt gemeldet werden. Doch nicht immer löst das Hib-Bakterium Erkrankungen aus. Zur Erkrankung kann es aber ganz besonders bei Immun-geschwächten Personen, Kindern und älteren Personen kommen.
Symptome entwickelst du in der Regel zwei bis zehn Tagen nach der Ansteckung mit Hib. Aus dem Nasen-Rachen-Raum heraus kann sich Haemophilus influenzae Typ b dann auf zwei Wegen in deinem Körper ausbreiten: Entweder das Hib-Bakterium verbreitet sich in den zum Nasen-Rachen-Raum benachbarten Organen wie deinen Nasen-Nebenhöhlen oder deinem Ohr. Oder Hib verteilt sich über deine Blutbahn (hämatogen) und löst Infektionen an anderen, fern-gelegenen Organen aus.
Zum Krankheitsspektrum von Hib gehören beispielsweise eine Entzündung der Nasen-Nebenhöhlen (Sinusitis), eine Bronchitis, eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) oder eine Mittelohrentzündung (Otitis media). Zu den schwereren Verlaufsformen der Hib-Infektion zählen folgende Erkrankungen:
- Hirnhautentzündung (Meningitis): Die Entzündung der Hirnhäute geht oft mit Fieber, starkem Krankheitsgefühl und Kopfschmerzen einher. Darüber hinaus kommen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu, Unruhe und Nackensteifigkeit hinzu. Hirnhautentzündungen können zu Störungen des Bewusstseins bis hin zum Koma oder Tod führen und können schwere Folgeschäden am Gehirn hinterlassen. Was tun bei Meningitis?
- Lungenentzündung (Pneumonie): Lungenentzündungen werden von Symptomen wie hohem Fieber, Husten mit (eitrigem) Auswurf, Atembeschwerden (Dyspnoe), beschleunigter Atmung (Tachypnoe) und Schmerzen beim Atmen begleitet.
- Blutvergiftung (Sepsis): Bei einer Sepsis kommt es durch die Ausbreitung von Bakterien über die Blutbahn zu einem Krankheitsbild, das lebensbedrohliche Störungen der Organfunktionen bis hin zum Organversagen zur Folge haben kann.
- Entzündung des Kehldeckels (Epiglottitis): Bei der Epiglottitis kommt es neben Fieber, Krankheitsgefühl und Schluckschmerzen zur plötzlichen Entzündung und Schwellung des Kehldeckels. Durch die Schwellung können die Atemwege eingeengt werden, sodass lebensbedrohliche Atemnot-Zustände auftreten können.
Seltener kann Haemophilus influenzae Typ b (Hib) auch Entzündungen der Herzklappen (Endokarditis), des Herzbeutels (Perikarditis), Knochenentzündungen (Osteomyelitis) und Gelenkentzündungen (Arthritis) hervorrufen.
Haemophilus influenzae Typ b-Impfung: Welche Arten gibt es?
Zum Schutz vor Erkrankungen durch Haemophilus influenzae Typ b kann eine aktive Impfung verabreicht werden. Nach Kontakt zu einer durch Haemophilus influenzae Typ b erkrankten Person kann eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe mit einem Antibiotikum durchgeführt werden.
Aktive Haemophilus influenzae Typ b–Impfung
Die aktive Immunisierung gegen Haemophilus influenzae Typ b wird mit einem Totimpfstoff als Spritze in den Muskel (intramuskulär) durchgeführt. Der Impfstoff enthält Teile des Krankheitserregers, die von deinem Immunsystem als fremd erkannt werden können. Im Falle des Haemophilus influenzae Typ b-Impfstoffs sind dies die Strukturen der Bakterien-Kapsel. Bei erneutem Kontakt zum Hib-Erreger kann dein Immunsystem diese Kapsel-Strukturen rasch erkennen, direkt mit Abwehrmechanismen reagieren und Haemophilus influenzae Typ b außer Gefecht setzen. Mehr zur Wirkungsweise von aktiven und passiven Impfungen.
Der Hib-Impfstoff ist ein sogenannter Konjugat-Impfstoff. Das bedeutet, dass in der Impfstoffherstellung bestimmte Anteile des Krankheitserregers, genau gesagt Zuckerketten der Bakterien-Kapsel (Polysaccharide), an Eiweiße gekoppelt (konjugiert) wurden. Das dient dazu, die Immunantwort insbesondere des kindlichen, noch unreifen, Immunsystems zu verstärken. Kindliche Abwehrzellen reagieren nämlich effektiver auf Eiweiße als auf Zuckerketten (Polysaccharide). So kann die Wirksamkeit der Hib-Impfung gesteigert werden.
Die Impfung gegen Hib kann entweder als 6-fach-Kombinationsimpfung gemeinsam mit den Impfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Polio (Kinderlähmung, Poliomyelitis) und Hepatitis B oder auch als Einzelimpfung (monovalent) verabreicht werden.
Hib-Impfung: Postexpositionsprophylaxe
Nach engem Kontakt zu Personen, die durch Haemophilus influenzae Typ b erkrankt sind, kann eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe mit einem Antibiotikum bei den Kontaktpersonen durchgeführt werden. Das geschieht insbesondere dann, wenn ungeimpfte Kinder oder Personen mit einer Abwehrschwäche im Haushalt oder der nahen (familiären) Umgebung des Erkrankten leben. Das verabreichte Antibiotikum gegen Hib kann die Kontaktpersonen vor einem schweren Verlauf einer Erkrankung durch Haemophilus influenzae Typ b schützen oder gar einen Ausbruch einer Erkrankung verhindern. Ebenso kann die Antibiotika-Behandlung eine weitere Verbreitung des Hib-Erregers eindämmen. Verabreicht werden sollte das Medikament gegen Hib frühestmöglich nach Kontakt, spätestens aber innerhalb von sieben Tagen nachdem Symptome bei dem Erkrankten aufgetreten sind.
Hib-Impfung: Wann impfen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt eine Grundimmunisierung gegen Haemophilus influenzae Typ b als 6-fach-Kombinationsimpfung im Säuglings- bzw. Kleinkindalter. Die 6-fach-Kombinationsimpfung enthält Totimpfstoffe gegen sechs verschiedene Krankheitserreger:
- Haemophilus influenzae Typ b
- Tetanus (Wundstarrkrampf)
- Diphtherie
- Keuchhusten (Pertussis)
- Polio (Kinderlähmung, Poliomyelitis)
- Hepatitis B
Insgesamt werden drei Impfstoffdosen zur Grundimmunisierung benötigt. Für einen zuverlässigen Langzeitschutz sollte zwischen der 2. und 3. Impfstoffdosis ein Abstand von mindestens sechs Monaten liegen. Deswegen wird bei der Grundimmunisierung von Säuglingen auch von einem 2+1 Impfschema gesprochen:
- Impfung im Alter von zwei Monaten.
- Impfung im Alter von vier Monaten.
- Impfung im Alter von elf bis 14 Monaten.
Frühgeborene, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden, sollten aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Immunsystems hingegen nach dem 3+1 Schema geimpft werden. Sie erhalten Impfungen im Alter von zwei, drei, vier und elf Monaten mit drei Impfdosen in kurzem Abstand und einer Dosis nach längerem Abstand
Hast du die Grundimmunisierung im Kindesalter vollständig erhalten, kannst du von einem lebenslangen Schutz gegen Haemophilus influenzae Typ b ausgehen. Gegen andere Haemophilus influenzae-Stämme bietet die Hib-Impfung allerdings keinen Schutz.
Die Hib-Impfung wird außerdem als Indikationsimpfung für Personen empfohlen, die keine Milz mehr besitzen oder deren Milz nicht (mehr) funktionsfähig ist (Asplenie). Die Milz spielt insbesondere bei der Abwehr bekapselter Bakterien eine wichtige Rolle für das Immunsystem. In der Milz finden sich Abwehrzellen wie die B-Gedächtniszellen, die für die Gedächtnisfunktion also Langzeitimmunität verantwortlich sind. Wurde die Milz zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls entfernt oder kann aufgrund einer Erkrankung ihrer Funktion nicht mehr ausreichend nachgehen, so entfällt dieser wichtige Teil der Immunabwehr gegen bekapselte Bakterien. Die Folge: das Risiko für schwerwiegende Infektionen erhöht sich. Daher wird eine Hib-Impfung auch im Erwachsenenalter für Personen mit Asplenie als Indikationsimpfung empfohlen. Weitere Infos zur Indikationsimpfung.
Hib-Impfung: Wann nicht impfen?
Auf die Hib-Impfung solltest du verzichten, wenn du zum Zeitpunkt des Impftermins an einer schweren akuten Erkrankung leidest, Fieber über 38,5°C oder eine Allergie gegen Impfstoffbestandteile hast.
Leidest du an einem Immundefekt, also einer Abwehrschwäche, wäge bitte gemeinsam mit deinem Arzt ab, ob die Impfung durchgeführt werden sollte oder nicht. Dabei könnt ihr euch genau mit den Nutzen und Risiken der Impfung in deiner persönlichen Situation auseinander setzen und die beste Lösung für dich finden.
Bist du zum Impftermin verschnupft, hast etwas Husten oder leichtes Fieber bis 38,5°C, kannst du den Impftermin in der Regel trotzdem wahrnehmen. Auch Fieberkrämpfe oder Epilepsien in der Vorgeschichte oder in der Familie sind kein Hinderungsgrund für eine Hib-Impfung. Im Falle einer Schwangerschaft sprich bitte mit deinem Arzt.
Hib-Impfung: Wann auffrischen?
Eine Auffrischungsimpfung gegen Haemophilus influenzae Typ b ist nicht nötig. Einmal grundimmunisiert, schützt dich die Hib-Impfung lebenslang vor schweren Infektionen mit Haemophilus influenzae Typ b.
Kann die Grundimmunisierung gegen Hib nachgeholt werden?
Die Hib-Grundimmunisierung kann in der Kindheit bis zum Alter von vier Jahren nachgeholt werden. Hierzu wird dann lediglich noch eine Impfstoffdosis benötigt.
Ab fünf Jahren sollte die Hib-Impfung nur in besonderen Fällen, wie der fehlenden oder funktionslosen Milz (Asplenie) als Indikationsimpfung durchgeführt werden.
Hib-Impfung: Nebenwirkungen
Nebenwirkungen einer Hib-Impfung sind die üblichen Impfreaktionen. Dazu gehören:
- Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Einstichstelle.
- Unwohlsein, Fieber bis 39,5°C, Unruhe, Gliederschmerzen.
- Lymphknotenschwellungen.
Die Symptome der Impfreaktionen klingen in der Regel innerhalb von drei Tagen ab und sind kein Grund zur Besorgnis. Sie spiegeln die aktive Auseinandersetzung deines Immunsystems mit der Impfung wider.
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