Das Varicella-zoster-Virus (VZV) kann Windpocken (Varizellen) und Gürtelrose (Herpes zoster) verursachen.
Das Varicella-zoster-Virus (VZV) kann neben der meldepflichtigen Erkrankung Windpocken auch eine Gürtelrose (Herpes zoster) auslösen. Ohne Immunschutz durch eine Impfung oder eine bereits durchgemachte Varizellen-Erkrankung führt der Kontakt zum Virus fast immer zur Ansteckung.

Windpocken: Was ist das?

Die Kinderkrankheit Windpocken, auch Varizellen genannt, wird durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Das Varicella-zoster-Virus ist weltweit verbreitet und gehört zur Gruppe der Herpes-Viren. Das Varicella-zoster-Virus kommt nur beim Menschen vor und wird auch als Humanes Herpes-Virus 3 (HHV-3) bezeichnet.

Die typische Kinderkrankheit Windpocken (Varizellen) tritt auf, wenn du dich zum ersten Mal mit dem Varicella-zoster-Virus ansteckst (Primärinfektion). Nach einer ausgeheilten Windpocken-Infektion verbleiben die Varicella-Viren in deinen Nervenzellen. Werden sie wieder aktiv, kann eine Gürtelrose (Herpes zoster) auftreten. Was tun bei Gürtelrose?

Windpocken sind eine meldepflichtige Erkrankung. Schon beim Verdacht auf eine Windpocken-Erkrankung soll gemäß dem Infektionsschutzgesetz eine Meldung an das Gesundheitsamt erfolgen.

Varizellen-Impfung: Welche Arten gibt es?

Zwei Arten der Impfung können dir Schutz gegen die Windpocken (Varizellen) bieten. Eine aktive Immunisierung kann zur Vorbeugung einer Varizellen-Erkrankung durchgeführt werden.

Eine passive Impfung kommt für einige Personengruppen ohne Impfschutz und mit erhöhtem Risiko für einen Kontakt mit dem Erreger und für Komplikationen durch Varizellen infrage.

Zum Schutz gegen die ebenfalls durch das Varicella-zoster-Virus ausgelöste Herpes zoster-Erkrankung (Gürtelrose) wird seit Dezember 2018 eine aktive Impfung empfohlen. Wann zur Impfung gegen Gürtelrose?

Aktive Varizellen-Impfung

Die aktive Varizellen-Impfung wird mit einem Lebendimpfstoff mittels eines Pieks in den Muskel verabreicht. Im Impfstoff enthalten sind lebende, vermehrungsfähige, aber abgeschwächte Varicella-zoster-Viren. Was ist der Unterschied von Lebendimpfstoffen zu Totimpfstoffen?

Dein Immunsystem kann so „auf sicherem Wege“ die Windpocken-Viren kennenlernen. Dein Abwehrsystem erkennt die Varizellen-Viren als Eindringlinge und trainiert für den Ernstfall die Windpocken-Viren zu bekämpfen. Das Resultat dieses „Trainings“ sind optimal auf die Krankheitserreger abgestimmte Abwehrkräfte. Diese werden im immunologischen Gedächtnis deines Abwehrsystems gespeichert. Im Falle eines Kontakts zu den Krankheitserregern können deine Abwehrkräfte blitzschnell reagieren und die Windpocken-Krankheitserreger zerstören, bevor sie dich krank machen können. So bietet dir die aktive Varizellen-Impfung Schutz vor den Windpocken.

Zur Windpocken-Schutzimpfung steht die sogenannte MMR-V-Kombinationsimpfung zur Verfügung. Die MMR-V-Kombinationsimpfung enthält Impfstoffe gegen die Erreger von Masern, Röteln, Mumps und Varizellen. Es gibt auch einen Einzel-Impfstoff gegen Varizellen.

Die aktive Impfung spielt auch im Rahmen der sogenannten Postexpositionsprophylaxe bei ungeimpften Personen nach Kontakt zu ansteckenden Personen eine Rolle. Die Postexpositionsprophylaxe umfasst alle Maßnahmen, die einen Krankheitsausbruch verhindern oder den Krankheitsverlauf abmildern können.

Passive Varizellen-Impfung

Die passive Varizellen-Impfung kann im Rahmen einer Postexpositionsprophylaxe durchgeführt werden. Dazu wird ein Passiv-Impfstoff verwendet, der Antikörper (Immunglobuline) enthält. Die passive Varizellen-Impfung kann dich kurzfristig vor dem Varizella-Erreger schützen, sie ersetzt aber keine aktive Impfung.

Varizellen-Impfung: Wann impfen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt die aktive Varizellen-Schutzimpfung für alle Kinder ab dem elften Monat.

Durchgeführt werden sollte die Impfung als Kombinationsimpfung gemeinsam mit den Impfstoffen gegen Masern, Röteln und Mumps (MMR-V-Kombinationsimpfung).

Die Grundimmunisierung umfasst zwei Impfdosen. Die erste Teil-Impfung sollte im Alter von elf bis 14 Monaten erfolgen, die zweite Impfdosis im Alter von 15 bis 23 Monaten oder mindestens vier bis sechs Wochen nach der ersten Impfdosis.

Erfolgt die Impfung nicht als Kombinationsimpfung simultan zur Impfung gegen Masern, Röteln und Mumps, sondern als einzelne Varizellen-Impfung, müssen mindestens vier Wochen zwischen den verschiedenen Impfungen liegen.

Die aktive Varizellen-Impfung wird außerdem für bestimmte Personengruppen mit erhöhtem Risiko für Komplikationen im Falle einer Varizellen-Erkrankung empfohlen:

Varizellen-Postexpositionsprophylaxe

Du bist in deiner Kindheit nicht gegen Windpocken (Varizellen) geimpft worden? Du bist in deiner Kindheit auch nicht an Windpocken erkrankt, aber hattest kürzlich Kontakt zu einer ansteckenden Person? Dann kann eine Postexpositionsprophylaxe mit einer postexpositionellen Varizellen-Impfung für dich in Betracht kommen.

Unter dem Begriff Postexpositionsprophylaxe werden Maßnahmen verstanden, die nach Kontakt zu einer Infektionserkrankung oder einer ansteckenden Person durchgeführt werden, um einen Krankheitsausbruch zu verhindern oder den Krankheitsverlauf zumindest abzumildern.

Innerhalb von fünf Tagen nach Kontakt zur ansteckenden Person oder innerhalb von drei Tagen, nachdem bei der Kontaktperson erste Windpocken aufgetreten sind, solltest du dich mit dem aktiven Impfstoff im Sinne einer Riegelungsimpfung (Inkubationsimpfung) impfen lassen. Wissenswertes zur Riegelungsimpfung.

Auch für Personen mit erhöhtem Risiko für Varizellen-Komplikationen stehen Maßnahmen zum Schutz nach einem erfolgten Kontakt zur Verfügung. Folgende Personengruppen zählen dazu:

Bei diesen Menschen wird eine passive Windpocken-Impfung, also eine Gabe von Varizella-zoster-Immunglobulin (VZIG) innerhalb von drei bis zehn Tagen nach Kontakt zur infektiösen Person empfohlen. Immunglobuline sind Antikörper, also Abwehr-Eiweiße, die dein Körper zur Erregerabwehr bildet. Die passive Impfung gegen Windpocken kann dich im Falle eines Kontakts zur Infektionserkrankung kurzfristig vor den Varicella-zoster-Erregern schützen und den Krankheitsverlauf der Windpocken abmildern.

Varizellen-Impfung: Wann nicht impfen?

 Eine Impfung gegen Varizellen solltest du verschieben, wenn du am Impftermin an einer akuten Erkrankung mit schwerem Krankheitsgefühl und Fieber über 38,5 °C leidest. Fieber richtig messen. In diesem Fall steht vorerst deine Genesung im Vordergrund, bevor die Windpocken-Impfung nachgeholt werden sollte. Allergien gegen Inhaltsstoffe der Varizellen-Impfung sollten dringend mit deinem Arzt besprochen werden. Unter Abwägung der Risiken und Vorteile der Varizellen-Impfung könnt ihr gemeinsam über das weitere Vorgehen sprechen.

Die Varizellen-Impfung als Lebendimpfung ist für Schwangere nicht geeignet. In der Stillzeit kann die Windpocken-Impfung dagegen problemlos durchgeführt werden.

Varizellen-Impfung: Wann auffrischen?

Die Windpocken-Impfung muss nicht aufgefrischt werden. Eine vollständige Grundimmunisierung im Kindesalter schützt lebenslang vor den Windpocken. Impf-Infos zur Grundimmunisierung.

Kann die Grundimmunisierung gegen Windpocken nachgeholt werden?

Die Grundimmunisierung gegen Windpocken (Varizellen) kann bis zu einem Alter von 18 Jahren nachgeholt werden. Im Abstand von vier bis sechs Wochen können dann zwei Impfstoff-Dosen entweder als MMR-V-Kombinationsimpfung (Masern, Mumps, Röteln, Varizellen) oder als Einzel-Impfung gegen Windpocken verabreicht werden.

Windpocken-Impfung: Mögliche Nebenwirkungen

Die Varizellen-Schutzimpfung ist eine Lebendimpfung, die abgeschwächte, aber lebensfähige Windpocken-Viren enthält. Diese Varicella-zoster-Viren können in seltenen Fällen eine sogenannte Impfkrankheit auslösen. Dabei tritt circa eine bis vier Wochen nach der Varizellen-Impfung ein Windpocken-ähnlicher Hautausschlag gemeinsam mit Fieber auf. Ab welcher Temperatur beginnt Fieber?

Genau wie die Impfkrankheit sind auch Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, Temperaturerhöhungen, Unwohlsein, Übelkeit und Mattigkeit Impfreaktionen bei der Varizellen-Impfung und bei Impfungen allgemein. Diese Impfreaktionen zeigen die Auseinandersetzung deines Immunsystems mit der Impfung an und sind in der Regel kein Grund zur Sorge.

Durch den Pieks bei der Impfung kann es zu Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle kommen. Diese verschwinden jedoch in der Regel innerhalb innerhalb von drei Tagen.

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